Rotholztinten Rezepte

Eisengallus-, Rotdorn- und anderen Tinten
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Clemens
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Rotholztinten Rezepte

Beitrag von Clemens »

ich bin ja gerade ein kleines Bisschen frustriert. Da habe ich gerade eine schöne Rotholztinte gemacht. Die einen sehr schönen satten Rosaton hat, oder besser gesagt hatte.
Am Mittwoch hatte ich mit der Tinte noch ein Bisschen geschrieben und mich an ihrer Farbe erfreut. Heute wollte ich sie wieder verwenden … da traf mich der Schlag. Hinweg gewischt war alle Farbenpracht. Nur noch ein blasser Hauch ihrer selbst.
Sie ist nur noch ganz blass, kaum noch sichtbar.

Ähnliches ist mir auch schon vor zwei Wochen passiert. Ich hatte eine Rotholztinte gekocht. Sie hatte einen schönen roten Farbton. Da sie vom Kochen noch heiß war, ließ ich sie vor dem filtern über Nacht abkühlen. Am nächsten Tag war die Tinte braun. Was allein nicht so schlimm gewesen wäre. Aber auch bei ihr blieb nur noch ein sehr blasses Schriftbild.

Das Braun kommt vermute ich davon das ich das Rotholz nach dem Kochen über Nacht in dem Sud gelassen habe. Andererseits mache ich auch gerade ein Rotholzrezept bei dem das Rotholz 8 Tage in einer Lauge liegt, die Flüssigkeit ist noch tief rot (siebter Tag in der Lauge).

Was die Farblosigkeit betrifft vermute ich das es am Alaun liegt. Den Boltz schreibt in seinem Werk „das Alaun mache Farbe frisst“. Sagt aber nichts weiter als das einen weiteres die Erfahrung lehren werde. Das doofe ist nur das in den Rezepten die Zugabe von Alaun gefordert wird. Teilweise sogar mit Mengenangabe.

Als ich heute den Schock mit der rosa Tinte hatte, bekam ich gleich den nächsten. Denn ich wollte auch mit der Blauholztinte schreiben, von der ich Dir ein wenig geschickt hatte.
Sie war nicht mehr zart violett, sondern Braun … wobei mir das Braun ganz gut gefällt. Aber, nenn mich pingelig, aber irgendwie mag ich es nicht so recht leiden wenn Farben einfach ihren Ton verändern.
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Frank
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Re: Rotholztinten Rezepte

Beitrag von Frank »

Oh, Weh! Diese Pflanzenfarben sind mir ja schon laut Bauchgefühl nicht sehr vertrauenerweckend. Und die guten Farben sind meistens giftig. Was ist mit Erdfarben. Ob roter Ocker wohl eine Alternative wäre?
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Clemens
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Re: Rotholztinten Rezepte

Beitrag von Clemens »

Danke für Dein Beileid, schön wenn jemand Anteil nimmt :mrgreen: . Warum meinst Du das Rotholz, Hagebutten oder Blauholz giftig sind, habe ich nichts von gehört?
Doch roter Ocker ist schon in Ordnung, aber ich hätte gern auch ein richtig knalliges rot.
Was die Stabilität betrifft. Stimmt. Das schreiben auch die Autoren der Rezepte, wobei sie vor allem sagen das man sie schnell verbrauchen soll da sie Ihre kräftige Farbe teilweise schnell verlieren. Und, das Alaun die Farben stabil macht. Da es sehr viele Rotholzrezepte gibt, nehme ich an das sie oft Verwendung fanden. Ich glaube nicht das dies der Fall gewesen wäre wenn sie nichts getaugt haben. So das ich erst mal davon ausgehe gehe das ich etwas falsch gemacht habe.
Die Stabilität hängt aber denke ich auch von der Form der Lagerung ab. Als Flüssigkeit ist es anscheinend sehr schwer sie haltbar zu machen.
Aber in getrockneter Form, als Tüchleinfarben, auf Kreide gegossen oder einfach als eingetrocknete Masse, lassen Sie sich dagegen recht gut lagern. Will man dann davon gebrauchen, darf man sich halt nur soviel zubereiten wie man zügig verbraucht.
Ist die Farbe aufgetragen, scheint sie auch ihre Farbe zu behalten. Ich habe vor dem Schockerlebnis einen Brief an meine Freundin geschrieben, in dem ich auch die Rotholztinte verwendet hatte. Die sieht auf dem Papier noch sehr gut aus.
Ich habe auch noch ein paar "Briefe" mit Randverzierungen die in etwa sieben, acht Jahre alt sind. Bei Ihnen ich teilweise auch Saftfarben verwendet und die haben sich nicht groß verändert. Was natürlich erst mal subjektiv ist.
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Frank
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Re: Rotholztinten Rezepte

Beitrag von Frank »

Ich meinte die GUTEN Farben! :) Die lichtechten und leuchtkräftigen quasi. Was Rot betrifft, wäre das z.B. Zinnober.

Die Pflanzenfarben sollen ja allgemein nicht so lichtecht sein, wie ich mal gelesen habe. Klingt ja auch logisch - wo Organisches im Spiel ist, da ist der Gammel nicht weit.
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Clemens
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Re: Rotholztinten Rezepte

Beitrag von Clemens »

Zinnober ist toll, steh ich voll drauf. Ist aber nur bedingt anscheinend nur bedingt Lichtecht. Ich habe mir gerade das Mayerne Maunskript geholt. Ein Manuskript aus dem 17. Jahrhundert das die Buchmalerei, aber auch vor allem die Ölmalerei behandelt. Ist wohl eines der ersten Werke das sich mit Ölmalerei beschäftigt und ich finde es wahnsinnig interessant und empfehlenswert. Kostet auch nur 10€: https://www.siegl.de/Restaurierung/Male ... ::402.html

Dort behauptet der Verfasser das Zinnober nicht Lichtecht ist, sondern bei zu viel Lichteinwirkung in Braun umschlagen kann.
Und was die Giftigkeit von Zinnober betrifft ist man sich da wohl auch ziemlich unsicher. So soll man es nicht mir Säuren in Verbindung bringen. Somit wohl auch nicht mit Temperaturwasser das Essig enthält, weil es dann giftige Dämpfe entwickelt. Und wenn man es erhitzt kann es wohl Quecksilber ausschwitzen.
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Frank
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Re: Rotholztinten Rezepte

Beitrag von Frank »

Oh, da hab ich mir ja ganz zielsicher das Falsche rausgegriffen. :D

Hier gibt´s das Manuskript als Teil eines Buches im PDF-Format:
https://digitalesammlungen.uni-weimar.d ... 924/269/-/
Eine andere Version desselben hatte ich schon auf meiner Festplatte, gar nicht mehr gewußt. :)

Im selbern Verzeichnis fand ich auch Karel van Manders Schilder-Boeck - auch noch nicht gelesen. :( . Leider lassen sich PDF-Dateien hier nicht anhängen, aber das gibt´s irgendwo zum Runterladen.
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