Linien in Papier, Karton drücken

Alles rund um das Schreiben als solches
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Clemens
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Linien in Papier, Karton drücken

Beitrag von Clemens »

um einen Führung zum Schreiben zu haben, wurden die für die Handschriften verwendeten Blätter bei der Vorbereitung oft für den Schreiber liniert. Die Linien wurden mit Stift oder dünner Tinte gezogen. Aber auch mit einem stumpfen Gegenstand in das Pergament / Papier eingedrückt.
Immer wieder, wenn ich das gelesen habe, habe ich mich gefragt ob das auch mit einer Schrift funktioniert, die Über und Unterlängen hat, wie die Bastarda.
Mein Bedenken war, das die Tinte sich beim „Überschreiben“ der eingedrückte Linie, in diese hineinziehen, in sie ausläuft könnte (das ist ganz schön gestammelt, aber ich weiß nicht wie ich es besser beschreiben soll).
Heute habe ich es endlich mal mit Aquarellkarton probiert, es geht ohne Probleme.
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Frank
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Re: Linien in Papier, Karton drücken

Beitrag von Frank »

Diese Methode hab ich von Anfang an angewendet, ohne zu wissen, daß sie historisch ist. Wie beruhigend! :) Ich hatte auch noch keine Probleme damit. Allerdings schreib ich nicht auf der Linie, sondern zwischen den Linien (siehe Codex Manesse), sodaß ich die Linien nicht allzu oft überfahre.

War es in Deinem bevorzugten Jahrhundert noch üblich, das Binnen-S auch als Schluß-S zu verwenden? Ich kenne das eher aus dem Frühmittelalter. Möglicherweise hab ich das schonmal gefragt. *grübel*
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Clemens
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Re: Linien in Papier, Karton drücken

Beitrag von Clemens »

Eben weil ich die Linien beim Schreiben überfahre, war ich ja gespannt ob es funktioniert ohne zu verlaufen.
Bei der Bastarda ist das S am Ende immer ein langes S. Nur am Anfang gibt es geschwungene S Formen. Ja hast Du schon mal gefragt, macht aber nichts.
Wobei ich beim Probieren mal wieder feststellen musste, das Karton zum Schreiben mit dem Federkiel überhaupt nicht geeignet ist, zumindest mit sehr spitz zugeschnittenen. Es hackt und ruckelt beim Schreiben. Ich muss das noch mal mit einer stumpferen Feder probieren.
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Frank
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Re: Linien in Papier, Karton drücken

Beitrag von Frank »

Bei der Bastarda
Na gut, der Name scheint es zu entschuldigen. :)
Wobei ich beim Probieren mal wieder feststellen musste, das Karton zum Schreiben mit dem Federkiel überhaupt nicht geeignet ist
Worauf schreibst Du denn sonst?
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Clemens
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Re: Linien in Papier, Karton drücken

Beitrag von Clemens »

Auf Büttenpapier. Den Karton, Büttenkarton, hatte ich geholt weil sich darauf besser malen lässt, bzw. er sich durch die Feuchtigkeit nicht so wellt.
Als ich damals vor langer Zeit angefangen habe mich an meine erste Buchkopie zu machen, die aber immer noch nicht fertig ist, hatte ich mich vom Skriptorium am Rheinsprung beraten lassen, welches Büttenpapier ich dazu verwenden soll.
Eine dortige Mitarbeiterin empfahl mir damals Bütenkarton zu verwenden, da er für die Malereien geeigneter sei als Büttenpapier. Eben weil der Karton sich durch die Feuchtigkeit nicht so wellt. Das schien mir damals plausibel und deshalb verwende ich für Malereien immer Büttenkarton.
Aber ... :) Inzwischen bin ich damit nicht mehr ganz glücklich damit. Zum einen lässt sich auf ihm mit dem Federkiel wie gesagt nur sehr bescheiden schreiben (vor allem mit einem sehr spitz zugeschnittenem, mit einem breiterem Zuschnitt muss ich noch testen), da er sehr uneben ist. Um als Buch gebunden zu werden eignet er sich auch nur mässig. denn die Seiten haben dann beim Blättern die Geschmeidigkeit von Sperrholzplatten.
Damit will ich den Büttenkarton nicht schlecht machen. Um darauf zu malen ist er klasse. Und wenn ich eine einzelne Seite malen möchte, ohne Text, ist er meine erste Wahl.
Aber um als Buch gebunden zu werden oder mit einem Federkiel beschrieben zu werden taugt er meiner Ansicht nach nicht.
Buchmalerei muss auch auf dünnerem, etwa 120 Gramm Papier funktionieren, Was sie ja auch tut, den die Altvorderen verwendeten auch keinen Karton. Das Buch das ich gerade schreibe, schreibe ich wie auch das davor auf 120 Gramm Papier und es wird auch Malereien beinhalten. Ich bin gespannt wie sich das Papier verhalten wird. Ich werde versuchen die Wasserfarben möglichst trocken zu vermalen ;) Da ich mit dem Schreiben fast fertig bin werde ich es bald wissen.
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Karin B.
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Re: Linien in Papier, Karton drücken

Beitrag von Karin B. »

Das ist auch für mich interessant. Ich werde dies also mit Interesse verfolgen, weil ich ja auch noch ein gutes Papier für mein erstes Buch benötige. Noch teste ich mich einfach durch.
Dieses eindrücken in den Schreibuntergrund ist interessant. Vor allem, weil man sich da das anschließende entfernen sparen kann.
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Clemens
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Re: Linien in Papier, Karton drücken

Beitrag von Clemens »

Dieses eindrücken in den Schreibuntergrund ist interessant. Vor allem, weil man sich da das anschließende entfernen sparen kann.
Fand ich auch, denn das Radieren ist bei ein paar Hundert Seiten dann doch lästig. Und ab und zu passiert es mich dabei auch das ich das Papier dabei zerknicke, sehr ärgerlich.
Wenn man aber historische Vorbilder nachmachen möchte, muss man sich um das Radieren keine Gedanken machen. Denn damals haben sie die Linien einfach auf dem Papier oder Pergament belassen.
Ich habe mich übrigens geirrt, ich benutze kein 120 Gramm, sondern 115 Gramm Papier. Ich denke in spätestens zwei Wochen werde ich anfangen auf dem Papier zu malen, dann werde ich berichten.
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Karin B.
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Re: Linien in Papier, Karton drücken

Beitrag von Karin B. »

Das mit den Linien, die drauf bleiben, hab ich sogar schon mal auf Fotos gesehen. Damals hab ich mir aber noch gar keine Gedanken gemacht, warum das so ist. Da bekomme ich jetzt erst so ganz langsam einen Einblick.
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Frank
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Re: Linien in Papier, Karton drücken

Beitrag von Frank »

Wenn meine Zinn-/Bleiminen fertig sind, werde ich das auch mal machen. Langsam fängt es an, mir zu gefallen, jedenfalls bei größeren Texten. Aber nicht mit Graphit, Graphit ist pfui. :)
Karin B.
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Re: Linien in Papier, Karton drücken

Beitrag von Karin B. »

Muss man vor dem schreiben mit solchen Minen das Papier eigentlich vorbehandeln, damit es damit beschreibbar wird?
Mit einen "Blei"stift aus der Schreibwarenabteilung kann man ja sofort loslegen mit dem schreiben.
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