Farben anreiben

Das Anmischen der Farben, deren Lagerung, etc.
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Clemens
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Farben anreiben

Beitrag von Clemens »

Das Färben anreiben verstehe ich anscheinend noch nicht so richtig. Wenn ich Farben benutzen möchte nehme ich Pigment und Temperaturwasser, tue beides in eine Reibeschale und stelle mir so die Frane her.
In mittelalterlichen Rezepten lese ich oft, reibe die Farbe mit Gummi, oder reibe die Farbe mit Eiweiß. Lass sie trocknen
Und wenn Du sie brauchst nimm etwas davon und temperiere es mit z.B. Mit Wasser.

@ Frank, hast Du eine Erklärung dafür?
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Frank
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Re: Farben anreiben

Beitrag von Frank »

Ich kann da nur mutmaßen. Bei manchen Farben ist es vielleicht besser oder praktischer (man braucht kein Fläschchen), sie getrocknet aufzubewahren, z.B. um Gammel vorzubeugen oder um nicht (bei längerer Lagerung) mit verhärteten Setimenten auf dem Gefäßboden kämpfen zu müssen. Ist ja auch ganz praktisch, wenn alles schon fertig ist und man nur ein Tröpfchen Wasser drangeben muß.

Aber vielleicht ist´s auch Geschmackssache. Zu meiner Schulzeit, erinnere ich mich, gab es Wasserfarben in getrockneter, aber auch in nasser Form zu kaufen.
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Clemens
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Re: Farben anreiben

Beitrag von Clemens »

Die Farben wurden ehedem anscheinend zum größten Teil trocken aufgehoben. Sei es als Tüchleinfarben, Farbknollen, Geleeartig, Pulver, etc. Wovon man sich bei Bedarf einfach etwas genommen und es in einer Muschel, oder in der Hand angerührt hat, also Wasser etc. hinzugefügt hat. Trocknete die Farbe in der Muschel ein, fügte man einfach wieder etwas Wasser hinzu um sie weiter zu gebrauchen.
Was ich meinte war: Heute nehme ich Pigment und füge Bindemittel und Wasser hinzu.Früher war dem Pigment anscheinend schon Bindemittel beigefügt und man müsste oft nur noch Wasser hinzufügen, wenn man es gebrauchen wollte. Kennst Du ein Buch das sich mit der Thematik befasst?
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Frank
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Re: Farben anreiben

Beitrag von Frank »

Bei der Ölmalerei hab ich bisher nur Tubenfarben verwendet. Meine Grünspantusche war die erste Farbe, die ich mit Pigmenten selber angerührt habe. Das ist also noch ziemlich neu für mich.

Da müßt ich mal in meiner Malerbibel gucken, aber ich hab meine Zweifel ...
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Clemens
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Re: Farben anreiben

Beitrag von Clemens »

Der Grund warum in Ber Buchmalerei gelegentlich Pigmente mit dem Bindemittel angerieben werden, geht nehme ich an in die gleiche Richtung. Nur das es am Nde keine Paste sondern eine getrocknete Masse ergibt,
Das ideale Verhältnis von Pigment zu Leinöl gewinnt man durch Anreiben auf einer Anreibeplatte – von Hand mit einem Läuferstein oder Müller (Abb. 5) oder auch mit dem Walzenstuhl. Hierbei werden die Pigmentteilchen und das Bindemittel durch intensives Vermischen miteinander verbunden.
Im Idealfall erreicht man eine Mischung, bei welcher alle Pigmentteilchen mit einer Haut aus Bindemittel umgeben sind. Es gibt zwar einen Energiegewinn beim Benetzen der Pigmentteilchen durch das Bindemittel, allerdings werden die sehr starken Ko- häsionskräfte der Pigmentteilchen erst durch die starken Scheerkräfte beim Anreiben überwunden. Der ideale Anreibezustand wird erst nach mehrmaligem Anreiben erreicht, denn die Oberfläche des Pigmentteilchens benötigt etwas Zeit zum »Reifen«, um sich mit dem Leinöl auf Dauer auf sozusagen »nächste Nachbarschaft« einzulassen.
Die Ölfarbe ist im idealen Anreibezustand gleichmäßig pastenförmig, ohne fließfähig zu sein. Eine kleine Menge mehr an Pigment würde die Masse bröslig machen, eine kleine Menge mehr an Öl würde die Paste zu weich machen.
Zum Anstreichen wird die Paste mit Halböl – einer Mischung aus Leinölfirnis und Shellsol T – auf die gewünschte Streichfähig- keit eingestellt. Beim Streichen muss die Farbe ganz dünn vertrieben werden, die Ölfarbe also ganz gleichmäßig aufgetragen sein. Läuft die Farbe, ist sie zu dünn, sieht man die Pinselspuren, ist sie zu dick.
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Frank
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Re: Farben anreiben

Beitrag von Frank »

Also in der Malerbibel (Max Doerner: "Malmaterial und seine Verwendung im Bilde") wird zwar kurz auf Pigmente und Bindemittel eingegangen, aber von trocken gelagerten Farben hab ich auf Anhieb nix finden können.

Ich hab dieses Buch in drei zeitlich weit auseinander liegenden Auflagen - vielleicht steht was in den anderen beiden. Aber das muß ich verschieben bis meine Augengläser fertig sind ...
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Clemens
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Re: Farben anreiben

Beitrag von Clemens »

Ja die Sache mit den Augengläsern :) Be mir bricht auch mittlere Panik aus wenn ich meine nicht sofort finde.

Das Problem bei den Rezepten ist für mich das sie zwar Anweisungen geben, aber keine Erklärungen dazu. Ich fasse mal kurz zusammen was ich bisher im groben gefunden habe.

1.) Pigmente können zusammen mit dem Bindemittel gerieben und anschließend getrocknet aufgehoben werden. Dabei scheint es sich um Farbstoffe zu handeln die von ihrer Struktur her noch zu grob sind um sie zu vermalen. Deshalb müssen sie vorher fein gerieben werden.
2.) Pigmente können direkt vor dem Gebrauch mit Temperaturwasser angemischt werden. Wenn der Maler im götinger Musterbuch sagt das man die Farbe in einer Muschel oder in der Hand anrühren soll, muss der Farbstoff / Pigment bereits so fein sein das es verarbeitet werden kann. Ein "Anreiben" ist hier nicht nötig.

Das scheint sich vor allem auf mineralische Stoffe zu beziehen.

3.) Saftfarben werden oft als Tüchleinfarbe, Farbkugel oder Brocken aufgehoben. Bei ihrer Verwendung wird oft kein Bindemittel verwendet.
4.) Da Saftfarben nicht deckend, sondern eher lasierend sind, werden sie in der Herstellung mitunter auf Kreide gegossen, um so eine bessere Deckkraft zu erreichen
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Frank
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Re: Farben anreiben

Beitrag von Frank »

Das Wichtigste bei dieser Reiberei scheint mir ein Glasläufer mit der dazugehörigen Platte zu sein. Sonst wird das nicht ordentlich. Ein Mörserchen reicht nicht aus, damit erwischt man nicht alle Krümel gleichermaßen. Hab grad meinen Grünspan-Bodensatz vor Augen - das sind vermutlich die zu groben Körnchen.

Ob man das Ergebnis dann trocknen läßt oder nicht, ist für mich erstmal zweitrangig. Man kann ja ausprobieren, was sich in der Praxis bewährt.

Da Du neulich Brüchigkeit erwähnt hast: In der Malerbibel hab ich gelesen, daß Ei elastischer als Gummi Arabicum ist. Aber Ei kann man nicht mit jedem Pigment verwenden (wegen unerwünschter chemischer Reaktionen).
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Clemens
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Re: Farben anreiben

Beitrag von Clemens »

Das Wichtigste bei dieser Reiberei scheint mir ein Glasläufer mit der dazugehörigen Platte zu sein. Sonst wird das nicht ordentlich.
Diese Sichtweise kann ich voll teilen. Ich liebäugle auch schon mit der Anschaffung ... Da ist so vieles das ich brauche ...

Mit Ei zu malen habe ich ja neulich versucht. Das ging eigentlich ganz gut. Man muss aber aufpassen das man beim malen mit ein keine Farbhäufchen macht (ich weiß nicht wie ich es besser beschreiben soll). Es lässt sich nur schlecht aufbewahren. Bolz von Rufach empfiehlt der Eikläre Rosenwasserzuzusetzen, wegen des Gestanks.
Ich habe unlängst auch gelesen das eben wegen der Brüchigkeit Honig hinzugesetzt wird. Bisher hatte ich immer reine Gummi Arabicum Temperaturwasser gemacht.
Auch soll sich z.B. der Zusatz von Kirschgummi vorteilig auswirken. Was jedoch nicht so einfach zu besorgen ist. Aber da bin ich gerade dran. Auch der Zusatz von Gimmi Traganthsoll sich vorteilig auswirken. Mal sehen, da ist noch so viel auszuprobieren.
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