Rotdorntinte

Eisengallus-, Rotdorn- und anderen Tinten
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Clemens
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Rotdorntinte

Beitrag von Clemens »

Letztes Jahr hatte ich versucht Rotdorntinte her zu stellen. Dazu hatte ich ein Rezept gefunden:
Diese Tinte wird aus der Rinde von Schlehenzweigen hergestellt. Ein Rezept hierzu nennt im frühen 12. Jahrhundert Theophilus (Roger von Helmarshausen) im 38. Kapitel seines Traktats ‘de diversis artibus’: Die Schlehenzweige sollen im Frühjahr geschnitten und für einige Tage getrocknet werden. Anschließend kann die Rinde abgeklopft und cirka drei Tage in Wasser angequollen werden. Das rot-braun gefärbte Wasser wird abgegossen, aufgekocht und die Rinde während des Kochens wieder zugegeben. Dieser Vorgang wird wiederholt, bis die Rinde ausgelaugt ist und entfernt werden kann. Der Sud wird langsam eingekocht und mit etwas Wein versetzt. Zum vollständigen Trocknen wird der Sud in Pergamentsäckchen gegossen und in die Sonne gehängt; man erhält eine lackartige harte Masse. Zum Schreiben werden kleine Stücke abgebrochen und in ein wenig Wasser oder Wein aufgelöst. Rindentinte ergibt eine rot-braune, lasierende Schrift. Um die Tinte dunkler und deckender zu gestalten, wurde z.T. Vitriol (Kupfer- oder Eisensulfat) zugesetzt, das mit der Gerbsäure aus der Rinde einen schwarzen Eisen-Gerbsäure-Komplex eingeht.
Leider war das Ergebnis nicht ganz so wie gewünscht. Ich erhielt keine lackartige trockene Masse, sondern einen zähen klebrigen Sud, aber er war schreibfähig. Eigentlich hätte ich aber gern die trockene Lackartige Masse gehabt. Der einzige Punkt bei dem ich von dem Rezept abgewichen bin, ist das Trocknen der Masse. Da ich kein Pergament hatte, habe ich versucht die Masse in flachen Schalen austrocknen zu lassen. Kann das Ergebnis nur an dieser Abweichung liegen?
In omnibus requiem quaesivi, et nusquam inveni nisi in angulo cum libro [Thomas von Kempen]
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