Begrifflichkeit - Tinte & Tusche

Eisengallus-, Rotdorn- und anderen Tinten
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Clemens
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Begrifflichkeit - Tinte & Tusche

Beitrag von Clemens »

mal auf den Unterschied von "Tinte" und "Tusche" einigen sollten.
Gerne, was ist der Unterschied, ist Tinte deckender als Tusche? Ich weiß es ehrlich nicht.
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Frank
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Re: Getrocknete rosenrote Tinte

Beitrag von Frank »

Genau weiß ich´s auch nicht, aber ich hab verschwommen im Hinterkopf und meine, es mal gelesen zu haben, daß bei Tinte die Flüssigkeit selber der Farbstoff ist (eine Lösung quasi), während bei der Tusche die Farbe mittels Pigmenten in die Flüssigkeit hineingezwungen (Anreiberei) wird.

Wikipedia sieht das offenbar anders, aber nach einer genauen Definition hört sich das auch nicht an:
"Tusche ist eine spezielle Form von Tinte, die sich auf Grund der Pigmentierung durch eine kräftige Farbe auszeichnet. Häufig enthält sie ein Bindemittel und der Schriftzug ist wasserfest."

Gockel ist lustig:
"Tinte.
[Tinte]
SUBST
eine meist schwarze oder blaue Flüssigkeit, mit der man schreiben kann"

https://www.wortbedeutung.info/Tinte:
"Wortbedeutung/Definition:
1) eine Flüssigkeit zum Schreiben, Zeichnen, Malen und Kalligraphieren"

Früher hatten Definitionen mal was Wissenschaftliches. Heute gilt es wahrscheinlich als diskriminierend, Sätze zu formulieren, die nicht jeder Benachteiligte versteht. :) Wiewohl ich ein Freund von klaren Begriffen bin, sehe ich es doch nicht ein, größeren Aufwand in deren Findung zu investieren. Zumindest in diesem eher unwichtigen Fall laß ich´s mir getrost vergellen.
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Clemens
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Re: Getrocknete rosenrote Tinte

Beitrag von Clemens »

Ich habe den Eindruck das es da keine wirkliche Definition gibt, sondern das die Bezeichnung mit der Verwendung zu tun hat. Ich würde mal sagen der Unterschied zwischen Tinte und Farbe liegt einfach n der Konsistenz. Wobei man da bei Lasur auch wieder drüber diskutieren könnte,
Wenn ich mit einer farbgebnden Flüssigkeit arbeite und damit schreibe, benenne ich die Flüssigkeit als Tinte. Wenn ich mit der selben Flüssigkeit male, spreche ich sie als Tusche an.
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Clemens
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Re: Begrifflichkeit - Tinte & Tusche

Beitrag von Clemens »

Zufälle gibt es. Kaum sprechen wir darüber, stolpere ich über etwas dazu. Ich bin beim Durchgehen des Inhaltes gerade bei Cenino Cenini angekommen. In dem Teil in der er über die Vorzeichnungen schreibt, redet er auch davon in diesen bereits Schatten und Aufhellungen zu setzen.
Für die Schatten verwendet er etwas das er manchmal Wasserfarbe und manchmal Aquarelltnte nennt. Wobei natürlich du Grage ist ob er das so nennt, oder der Übersetzer der das Buch vom italienischen ins deutsche übersetzt hat.
Dabei gibt Cenino Cenini auch genau an wie er sich die Konsistenz der Wasserfarbe vorstellt.
" ... nämlich soviel Wasser wie eine Nussschale hält, zwei Tropfen Tinte ..."
Das ist dann evtl. das was wir mit Tusche meinen.
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Frank
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Re: Begrifflichkeit - Tinte & Tusche

Beitrag von Frank »

Ich muß gestehen, daß ich den Ausführungen nicht folgen kann. *grübel*
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Clemens
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Re: Begrifflichkeit - Tinte & Tusche

Beitrag von Clemens »

Frechheit ;)
Wir hatten uns ja darüber unterhalten wo wohl die Abgrenzung von Tinte zu Tusche sein mag.
Im Tractat der Malerei von Cennino Cennini habe ich nun etwas gefunden, das dazu passen könnte. In einem Teil seines Buches geht er auch auf das Zeichnen ein. Dort empfiehlt er in den Vorzeichnungen bereits Schatten zu setzen. Und zum setzen der Schatten verwendet er eine Flüssigkei, die er manchmal Wasserfarbe und manchmal Aquarelltinte nennt.
Er schreibt dann auch wie diese zuzubereiten sei. Man nehme Wasser von der Menge einer Nuss und gebe drei Tropfen Tinte hinzu, so erhält man Wasserfarbe oder Aquarelltinte. Also eine Flüssigkeit die dünner als Tinte ist. Könnte es das sein was wir mit Tusche meinen?

Zu den von Cenino Cennini verwendeten Begriffen Auaquarelltinte und Wasserfarbe. Diese Bezeichnungen stehen so in dem Buch das ich gelesen habe. Bei dem Buch handelt es sich jedoch nicht um ein in Italienisch geschriebenes Werk, sondern um die Übersetzung ins Deutsche.
Wodurch sich unweigerlich die Frage stellt ob die vom Übersetzter die Begriffe Aquarelltinte und Wasserfarbe sehr frei übersetzt hat, oder ob es sich um eine exakte Übersetzung handelt indes genau daseist was Cennini gemeint hat.
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Frank
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Re: Begrifflichkeit - Tinte & Tusche

Beitrag von Frank »

Hm, das scheint ja stark verdünntes Zeug zu sein. Vermutlich hat er sich damit ganz zaghaft an seine Vorstellungen herangetastet. Ich hab Zweifel, ob das überhaupt einen eigenen Namen verdient hat. :D Jedenfalls klärt es aus meiner Sicht nicht den Unterschied zwischen Tinte und Tusche, welche in meiner Phantasie beide eher farbstark sind.

Da fällt mir ein, daß mir vor nicht langer Zeit jemand beteuert hat, daß Aquarell- und Wasserfarben nicht dasselbe sind. Ich hab den Eindruck, daß die Vokabeln auf diesem Gebiet einer ausgeprägten Beliebigkeit unterworfen sind.
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Clemens
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Re: Begrifflichkeit - Tinte & Tusche

Beitrag von Clemens »

Ja, er tastet sich ganz vorsichtig ran. Später gibt er auch nocheinmal zwei Tropfen in die Flüssigkeit um sie stärker einzufärben. Wenn ich das ganze beim ersten überlesen richtig verstanden habe legt er die Schatten schon mal unter die Farben.
Ich habe ein Buch von einer Frau bei der es um die alten Maler, vorrangig van Eyck geht. Dort beschreibt sie dieses Vorgehen anhand von Moos.
Sie beschreibt das eine und die selbe Moosart sich jeh nach Untergrund in verschiedenen Grüntönen zeigt. Mal heller, mal dunkler, mal leicht gelbstichig. Wobei das Moos eigentlich immer das gleiche Grün hat, nur durch die verschiedenfarbigen Untergründe, wirkt es jedesmal anders. Nach Aussage der Frau hat Jan van Eyck auf die gleiche Art gemalt. Die am Ende sichtbaren Farbtöne ergeben sich aus den Untermalungen.

Und ich dachte immer Aqua heißt Wasser. Dann bleibe ich bei meiner letzten Vermutung das Tinte und Tusche die Verwendung bezeichnet. Tinte zum schreiben, Tusche zum malen.
Ich hatte kurz noch die Idee das Tusche über kein Bindemittel verfügt, im Gegensatz zu Eisengallustinte. Die Idee wird aber leider von Rotdorntinte zunichte gemacht.
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Clemens
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Re: Begrifflichkeit - Tinte & Tusche

Beitrag von Clemens »

Ich habe mich gerade daran erinnert das im Liber illuministarum ein Rezept für grüne Tusche ist. Ich habe natürlich gleich mal nachgesehen ob sich aus dem Rezept ergibt, was genau mit Tusche gemeint ist.
Zutaten sind: Grünspan, Weinstein, Essig, Eidotter und Honig. Ob die Konsistenz am Ende dir richtige ist wird durch den Federtest beurteilt. Fließt sie gut aus der Feder, ist sie recht.
Von der Konsistenz her ist die Tusche also wie Tinte.
Ob das Eigelb als Bindemittel, oder als Farbgebend anzusehen ist, ist finde ich schwer zu beurteilen. Da die Menge von zwei, drei Tropfen nun wirklich sehr gering ist.

In einem anderen Rezept für blaue Tusche ist die Probe ob sie am Ende gut gelungen wieder die Federprobe. Aber zwischendrin heißt es in Bezug auf die hinzuzufügende Menge an Gummi das so viel Gummi drin sein, muss das sich die Pigmente nach dem umrühren nicht sofort am Boden absetzen, sondern eine Weile in der Tusche stehen sollen.
Was mich zu der von Dir erwähnten Theori mit den Pigmenten zurückbringt. Zusammenfassend könnte man malmen den Raum stellen:

Tinte und Tusche sind farbgebende Flüssigkeiten von gleicher Konsistenz.

Tinte verfügt über farbgebende Sustanzen die sich im Lösungsmittel lösen. Sie bilden eine Einheit mit der Flüssigkeit.

Tusche verfügt über farbgebende Substanzen die im Lösenmittel unlöslich sind. Also nur als Schwebstoffe darin enthalten sind.
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Re: Begrifflichkeit - Tinte & Tusche

Beitrag von Clemens »

Um noch mal nachzusetzen. Damit wäre auch die Bezeichnung rosenrote Tinte korrekt.
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