In mittelalterlichen Schriften tauchen vereinzelt Abbildungen von Schreibern auf, die scheinbar Abschriften anfertigen.
Dabei haben sie ein aufgeschlagenes Buch vor sich zu liegen, in der linken Hand halten sie ein Federkielmesser oder einen Stab, in der rechten Hand die Schreibfeder.
Mit dem Federkielmesser oder Stab scheinen sie eine Stelle in dem Buch zu markieren, entweder auf der linken aufgeschlagenen Seite des Buches oder auch (bei zweispaltigen Texten) in der linken Spalte der rechten Buchseite.
Vermutlich markieren sie damit die Stelle, an der sie sich beim Abschreiben gerade befinden, damit sie sie schneller wiederfinden.
Diese Darstellungen werden oft als Darstellung eines Schreibers wahrgenommen, der gerade dabei ist, eine Abschrift von einem Buch anzufertigen. Was ich aber aus verschiedenen Gründen eher für unwahrscheinlich halte. Ich halte es eher für ein Symbol für die Tätigkeit, als für die Darstellung desselben.
Die Gründe für meine Sicht darauf sind folgende.
Es macht denke ich keinen Sinn einen Text von der linken Seite eines Buches auf seine rechte Seite zu kopieren, ebenso wenig wie den Text aus der linken Spalte in die rechte Spalte zu kopieren. Sollte es sich jedoch nicht um den Vorgang des Kopierens, sondern um eine Erweiterung des Textes handeln, mach es keinen Sinn dabei eine Stelle in dem Buch zu markieren.
Es war eher unüblich die Abschrift eines Werkes in ein fertig gebundenes Buch anzufertigen. Diese wurden eher in losen noch ungebundenen Lagen angefertigt. Es ist viel handlicher mit den einzelnen Blättern zu arbeiten als mit einem sperrigen gebundenen Buch, ermöglicht das parallele Bearbeiten durch mehrere Schreiber, Illuminatoren, etc.
Ich könnte so nicht schreiben. Ich brauche dazu auch die linke Hand, um mich abzustützen und das Papier – Buch festzuhalten. Ich habe dazu auch andere Schreiber befragt, die mir sagten, dass es ihnen genauso gehe. Was aber vielleicht auch nur eine Übungssache ist.
Es gab, zumindest im Spätmittelalter, schickere Möglichkeiten beim Abschreiben Stellen zum Markieren, als mit einem Stöckchen.
Es gibt Abbildungen die wirklich Schreiber beim Anfertigen einer Abschrift darstellen, sei es von Büchern oder Wachstafeln.