Lesepult in der Gotthardtkirche

heute habe ich endlich mal die Gotthatdkirche in Brandenburg an der Havel besichtigt. Eine sehr schöne Kirche mit einer Menge schönen Dingen.

Unter anderem steht dort eine gotisches Lesepult. Der Unterschrank ist noch ein gotisches Original. Das drehbare Pult, das den Oberteil bildet, ist eine Rekonstruktion. Laut der Tafel wurde der Drehmechanismus anhand der Schleifspuren auf der Oberseite des Unterschrankes rekonstruiert.

Abschriften anfertigende Schreiber bei der Arbeit

In mittelalterlichen Schriften tauchen vereinzelt Abbildungen von Schreibern auf, die scheinbar Abschriften anfertigen.

Dabei haben sie ein aufgeschlagenes Buch vor sich zu liegen, in der linken Hand halten sie ein Federkielmesser oder einen Stab, in der rechten Hand die Schreibfeder.

Mit dem Federkielmesser oder Stab scheinen sie eine Stelle in dem Buch zu markieren, entweder auf der linken aufgeschlagenen Seite des Buches oder auch (bei zweispaltigen Texten) in der linken Spalte der rechten Buchseite.

Vermutlich markieren sie damit die Stelle, an der sie sich beim Abschreiben gerade befinden, damit sie sie schneller wiederfinden.

Diese Darstellungen werden oft als Darstellung eines Schreibers wahrgenommen, der gerade dabei ist, eine Abschrift von einem Buch anzufertigen. Was ich aber aus verschiedenen Gründen eher für unwahrscheinlich halte. Ich halte es eher für ein Symbol für die Tätigkeit, als für die Darstellung desselben.

Die Gründe für meine Sicht darauf sind folgende.

Es macht denke ich keinen Sinn einen Text von der linken Seite eines Buches auf seine rechte Seite zu kopieren, ebenso wenig wie den Text aus der linken Spalte in die rechte Spalte zu kopieren. Sollte es sich jedoch nicht um den Vorgang des Kopierens, sondern um eine Erweiterung des Textes handeln, mach es keinen Sinn dabei eine Stelle in dem Buch zu markieren.

Es war eher unüblich die Abschrift eines Werkes in ein fertig gebundenes Buch anzufertigen. Diese wurden eher in losen noch ungebundenen Lagen angefertigt. Es ist viel handlicher mit den einzelnen Blättern zu arbeiten als mit einem sperrigen gebundenen Buch, ermöglicht das parallele Bearbeiten durch mehrere Schreiber, Illuminatoren, etc.

Ich könnte so nicht schreiben. Ich brauche dazu auch die linke Hand, um mich abzustützen und das Papier – Buch festzuhalten. Ich habe dazu auch andere Schreiber befragt, die mir sagten, dass es ihnen genauso gehe. Was aber vielleicht auch nur eine Übungssache ist.

Es gab, zumindest im Spätmittelalter, schickere Möglichkeiten beim Abschreiben Stellen zum Markieren, als mit einem Stöckchen.

Es gibt Abbildungen die wirklich Schreiber beim Anfertigen einer Abschrift darstellen, sei es von Büchern oder Wachstafeln.

Spätgotik – Aufbruch in die Neuzeit, Eindrücke

Aus Sorge das die Coronazahlen evtl. wieder in die Höhe gehen könnten und die Ausstellung dann wieder schließt, wollte ich nicht lange warten und habe ich sie mir gestern angesehen. Zu meiner großen Freude fanden sich unter den Ausstellungsstücken auch ein paar Bücher.

Sehr gefreut habe ich mich vor allem über das Berliner Musterbuch, das dem Göttinger Musterbuch entsprechen soll. Aber auch das Stundenbuch von Stefan Lochner ist wirklich sehenswert.

Wobei natürlich immer nur die eine aufgeschlagene Doppelseite zu sehen ist. Aber besser das, als gar nicht.

Zwar gilt den Büchern mein Hauptinteresse, aber auch den Rest der Ausstellung empfand ich als sehr sehenswert. Ich kann einen Besuch wirklich jedem Liebhaber der spätgotischen Kunst empfehlen.

Spätgotik – Aufbruch in die Neuzeit

Vom 21.5.21 bis zum 5.9.21 findet in der Gemäldegalerie der staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, eine Sonderausstellung zur Kunst der Spätgotik statt.

In der Ausstellung werden ca. 130 Objekte aus dem deutschsprachigen Raum präsentiert, die auf den Zeitraum 1430 bis 1500 datiert sind.

Darunter Gemälde, Skulpturen und, dem Ausstellungskatalog nach, auch etwas an Buchmalerei.

Näheres findet sich auf der Webseite des Museums https://www.smb.museum/ausstellungen/detail/spaetgotik/

Von Frauenhand – Mittelalterliche Handschriften aus Kölner Sammlungen

Vom 26.10.21 bis zum 30.1.22 findet im Kölner Schnütgen Museum eine Sonderausstellung statt. In ihr werden Handschriften ausgestellt, die von Ordensfrauen aus Nordfrankreich, Köln, Niedersachsen und Nürnberg angefertigt wurden.

Dabei werden Handschriften aus dem 800 und dem späten 13. bis zum frühen 16. Jahrhundert zu sehen sein.

Mehr dazu auf der Webseite des Museums https://museum-schnuetgen.de/Von-Frauenhand-Mittelalterliche-Handschriften-aus-Koelner-Sammlungen

Vielen Dank an Joachim für den Hinweis.