Einheimische Gummiarten – Kirschgummi und Pflaumengummi

Um die in der Buchmalerei verwendeten Pigmente auf den Maluntergrund, Papier oder Pergament, zu fixieren, braucht es ein Bindemittel. Dazu wurden in der mittelalterlichen Buchmalerei wasserlösliche Baumharze oder Eiklar verwendet.
Gegenüber Eiklar hat Baumgummi den großen Vorteil das es in trockenem Zustand problemlos über viele Jahre gelagert werden kann, aber auch im gelösten Zustand nicht so schnell verdirbt wie Eiklar. Es gibt aber auch Farben die mit Eiklar verarbeitet werden sollen, da sie laut historischen Autoren Gummi nicht gut vertragen.
Das am häufigsten als Bindemittel verwendete Baumgummi war Gummi arabicum. Es kamen aber auch andere Gummisorten wie Mandelgummi, Gummi traganth. Kirschgummi und Pflaumengummi, etc. zur Anwendung.
Dabei wurden die einzelnen Gummiarten, abgesehen von der Zugabe eines Weichmachers, Honig oder Kandiszucker, sowohl einzeln als auch in Kombination verschiedener Gummisorten verwendet.
Wobei eine Kombination verschiedener Gummisorten meines Wissens nur dann zur Anwendung kommt, wenn das Bindemittel in Form eines Temperaturwassers zubereitet wird. Valentin Boltz hat uns in seinem Illuminierbüchlein Rezepte für fünf verschiedene Temperaturwasser überliefert, die aus Kombinationen verschiedener Gummisorten bestehen, sowie eines dessen Hauptbestandteil Eiklar bildet.
Ein Temperaturwasser ist ein bereits verflüssigtes Bindemittel, das so jederzeit verwendet werden kann. Was den Vorteil hat, das dieses beim zubereiten der Farbe sofort verwendet werden kann und nicht erst gewartet werden muss, bis sich das Gummi in Wasser gelöst hat.
Auf der anderen Seite hat das Temperaturwasser den Nachteil, das es auch nur begrenzt haltbar ist.

Gummi arabicum, Gummi traganth sowie Mandelgummi, haben gegenüber Kirschgummi und Pflaumengummi einen gemeinsamen Nachteil, sie sind bei uns nicht heimisch und müssen zunächst importiert werden.

Kirschgummi und Pflaumengummi dagegen lassen sich in der heimischen Natur finden, womit sie theoretisch einfach verfügbar sind.
Theoretisch deshalb, weil man sie erst mal finden muss. Da der Gummifluss an heimischen Obstbäumen eine Krankheit der Pflanze ist, sondert nicht jeder Kirschbaum und Pflaumenbaum Gummi ab. Stattdessen ist die Gummiabsonderung eher die Ausnahme, und das was die einzelnen Bäume an Gummi absondern, ist meist eher wenig. So das man oft eine ganze Weile suchen muss, um die benötigte Menge zu finden.
Das ist auch der Grund weshalb Kirschgummi und Pflaumengummi im Gegensatz zu den anderen Gummiarten ziemlich teuer ist.
Es muss mühsam gesammelt werden. Wobei man erst mal wissen muss wo Gummigebende Bäume zu finden sind und die Ausbeute beim Sammeln immer ungewiss ist.

Die anderen Gummiarten dagegen müssen zwar importiert werden, können aber zur Ader gelassen werden, so das die Ausbeute an Gummi recht groß ist. Was dafür sorgt, das diese Gummiarten im Gegensatz zu Kirschgummi und Pflaumengummi recht preiswert sind.

Kirschgummi und Pflaumengummi können sowohl in Kombinationen mit anderen Gummisorten als Temperaturwasser zubereitet werden, als auch einzeln als Bindemittel für Farben verwendet werden.
Kirschgummi ist recht spröde und benötigt deshalb auf jeden Fall die Zugabe eines Weichmachers, damit die aufgestrichene nicht abblättert. Pflaumengummi scheint ziemlich elastisch zu sein, so das auf die Zugabe eines Weichmachers evtl. verzichtet werden kann.